Gendergerecht Schreiben in Abschlussarbeiten: So gelingt es!
In der heutigen akademischen Welt wird der Anspruch an geschlechtergerechte Sprache immer deutlicher. Besonders bei Abschlussarbeiten – ob Bachelor-, Master- oder Dissertationen – ist es wichtig, nicht nur inhaltlich zu überzeugen, sondern auch sprachlich sensibel zu sein. Aber wie gelingt es, geschlechtergerecht zu schreiben, ohne dass die wissenschaftliche Klarheit darunter leidet? Hier gibt’s praktische Tipps und eine entspannte Einführung in das Thema Gendern in der Wissenschaft.
Warum Gendern wichtig ist
Gendergerechte Sprache hat das Ziel, alle Geschlechter sichtbar zu machen und Diskriminierung zu vermeiden. In wissenschaftlichen Arbeiten zeigt sich das durch eine Sprache, die niemanden ausgrenzt und allen gerecht wird. Das sorgt nicht nur für ein respektvolles Miteinander, sondern stärkt auch die Aussagekraft und Modernität deiner Arbeit.
Die besten Methoden fürs Gendern
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um gendergerechte Sprache in deine Abschlussarbeit zu integrieren. Viele deutsche Universitäten empfehlen mittlerweile besonders das Gendersternchen (*), da es eine inklusive und klare Ausdrucksweise ermöglicht. Hier sind die gängigen Methoden im Überblick:
1. Gendersternchen
Das Sternchen (*) hat sich als eine der am weitesten verbreiteten Formen etabliert: „Student*innen“ oder „Forscher*innen“. Es schließt alle Geschlechter ein – männlich, weiblich und nicht-binär – und wird von vielen Hochschulen als Standard empfohlen.
2. Doppelpunkt
Der Doppelpunkt (:) ist eine weitere beliebte Methode: „Student:in“ oder „Forscher:in“. Diese Schreibweise wird ebenfalls von vielen Universitäten empfohlen, da sie klar und inklusiv ist.
3. Unterstrich
Der Unterstrich (_) wird verwendet, um geschlechtliche Vielfalt zu kennzeichnen: „Student_innen“ oder „Forscher_innen“. Auch wenn diese Form weniger verbreitet ist, bleibt sie eine respektvolle Alternative.
4. Binnen-I
Das Binnen-I wird oft verwendet, um beide Geschlechter zu benennen: „StudentInnen“ oder „ForscherInnen“. Diese Methode ist jedoch weniger inklusiv gegenüber nicht-binären Personen und daher weniger empfehlenswert.
5. Neutrale Schreibweise
Die neutrale Schreibweise, wie „Studierende“ oder „Lehrende“, ist eine inklusive Alternative. Sie vermeidet geschlechtsspezifische Bezeichnungen und ist besonders geeignet, wenn eine klare und geschlechterunabhängige Ausdrucksweise gewünscht ist.
6. Paarweise Nennung
Die paarweise Nennung (z.B. „Schülerinnen und Schüler“) berücksichtigt nur die binären Geschlechter und ist daher nicht vollständig inklusiv. Diese Methode ist klar und direkt, wird jedoch zunehmend als nicht ausreichend inklusiv angesehen.
7. Verzicht zur besseren Lesbarkeit
Viele Universitäten haben klare Richtlinien zur geschlechtergerechten Sprache, und es ist wichtig, diese zu beachten. Wenn du aus Gründen der Lesbarkeit oder persönlichen Präferenz darauf verzichten möchtest, geschlechtergerecht zu formulieren, kann es hilfreich sein, dies zu Beginn deiner Arbeit zu erklären. Doch sei dir bewusst, dass nicht alle Hochschulen diese Praxis akzeptieren. Manche Universitäten verlangen strikt die Einhaltung von geschlechtergerechter Sprache. Um mögliche Notenabzüge oder andere Konsequenzen zu vermeiden, solltest du unbedingt die spezifischen Vorgaben deiner Hochschule überprüfen.
Mustervorlage für eine Erklärung:
Erklärung zur geschlechtergerechten Sprache
„In der vorliegenden Arbeit wurde aus Gründen der Lesbarkeit und Verständlichkeit auf die konsequente Anwendung geschlechtergerechter Sprache verzichtet. Es wird jedoch betont, dass alle Geschlechter gleichermaßen berücksichtigt werden. Der Verzicht auf geschlechtergerechte Formulierungen dient ausschließlich der Klarheit des Textes und beeinträchtigt nicht die Beachtung der Prinzipien der Inklusion und Gleichstellung. Die Bedeutung der geschlechtergerechten Sprache wird anerkannt und in der Argumentation sowie der inhaltlichen Darstellung der Arbeit reflektiert.“
Die Erklärung kannst du im Vorwort oder in einer Fußnote bei erster Nennung eines Begriffs, der gegendert werden müsste, schreiben.
Tipps für die praktische Umsetzung
Einheitlichkeit ist Key
Wähle eine Methode und bleibe dabei – Konsistenz ist wichtig, um Verwirrung zu vermeiden und einen professionellen Eindruck zu hinterlassen.
Denke an deine Leser*innen
Überlege, wie deine Zielgruppe auf die gewählte Methode reagieren könnte. Die Wahl sollte sowohl inklusiv als auch passend zum wissenschaftlichen Kontext sein.
Halte dich an Richtlinien
Falls deine Hochschule oder Fakultät spezielle Vorgaben hat, halte dich daran. Viele deutsche Universitäten empfehlen ausdrücklich das Gendersternchen, und es kann hilfreich sein, sich an diesen Empfehlungen zu orientieren. Nicht zuletzt könnte fehlendes Gendern sogar zu Notenabzügen führen, wenn die Richtlinien der Universität nicht eingehalten werden.
Nutze digitale Helfer
Es gibt mittlerweile viele Tools und Software, die bei der gendergerechten Sprache unterstützen können. Diese helfen dir, passende Formulierungen zu finden und diese konsequent umzusetzen.
Herausforderungen und Lösungen
Komplexität der Sprache
Manchmal kann gendergerechte Sprache den Lesefluss etwas stören. Finde eine Balance zwischen Lesbarkeit und Inklusion. Probiere verschiedene Formen aus und hole dir Feedback von Kolleginnen oder Betreuerinnen.
Kritik und Widerstand
Sei dir bewusst, dass nicht jeder begeistert von gendergerechter Sprache sein könnte. Bei Widerständen ist es wichtig, sachlich zu bleiben. In der Auseinandersetzung mit geschlechtergerechter Sprache ist es entscheidend, einen offenen Dialog zu führen und die praktischen Anforderungen der akademischen Institutionen anzuerkennen, um Konflikte zu vermeiden und den eigenen Beitrag zur Inklusion konstruktiv zu leisten.
Fazit
Gendergerechte Sprache ist ein Schritt in die Zukunft und zeigt, dass dir Inklusion wichtig ist. Besonders das Gendersternchen hat sich als nützliche Methode etabliert und wird von vielen deutschen Universitäten empfohlen. Auch wenn es anfangs herausfordernd sein mag, findest du mit ein wenig Übung die richtige Balance zwischen Klarheit und Inklusion in deiner Abschlussarbeit.
Falls du Unterstützung beim Gendern oder anderen Aspekten deiner Abschlussarbeit benötigst, stehe ich dir als erfahrene Lektorin zur Seite. Mein Genderservice bei mLektorat hilft dir dabei, deine Arbeit sprachlich zu optimieren und den akademischen Anforderungen gerecht zu werden. Kontaktiere mich, und wir sorgen gemeinsam dafür, dass deine Abschlussarbeit nicht nur wissenschaftlich, sondern auch sprachlich überzeugt!
Frau Pastell
Sandra Doods schreibt als Buchbloggerin unter dem Pseudonym Frau Pastell über Gegenwartsliteratur auf Instagram und ihrem eigenen Blog. Als Doktorandin forscht und schreibt sie aktuell im Bereich Digitalität und Literatur. Sie unterstützt als Lektorin für Abschlussarbeiten Studierende dabei, ihre wissenschaftlichen Arbeiten sprachlich und inhaltlich zu optimieren. Ihr Studium der Fächer Deutsch und Psychologie an der TU Dortmund hat ihr dabei geholfen, ein tiefes Verständnis für die menschliche Psyche und Sprache zu entwickeln, das sie in ihrer Arbeit als Lektorin, Doktorandin und Buchbloggerin einsetzt. Als Teil der Bloggerjury des Literaturpreises "Das Debüt" engagiert sich Sandra Doods aktiv für die Förderung angehender Autorinnen und Autoren und unterstützt diese bei ihren ersten Schritten im Literaturbetrieb. In ihrer Freizeit liest Sandra Doods vor allem psychologische Romane und klassische Krimis. Neben ihrem literarischen Interesse beschäftigt sie sich mit der Programmierung von Apps und interessiert sich für interdisziplinäre Themen, insbesondere für die Verbindung von Literatur, Psychologie und Digitalität.